Presse Merlin
Thüringische Landeszeitung, Wolfgang Hirsch, 23.1.2012
„Welch ein Weltendrama: 375 Textseiten, 97 Szenen und mindestens sechs Stunden Spieldauer lang, verknüpft Tankred Dorst in "Merlin oder Das wüste Land" mythologische Urzeiten der Artus-Sage mit der Menschheitsgeschichte bis zur Gegenwart.
Weil eine solche Tour d'horizont dem heutigentags eiligen Theatergänger nicht mehr zumutbar scheint, haben Regisseurin Sabine Auf der Heyde und Dramaturg Jürgen Otten das uferlose Szenen-Puzzle fürs DNT Weimar um die Hälfte gekürzt - auf die Gefahr hin, dass die politische Botschaft des fulminanten Stücks ins Unkenntliche diffundiert. Doch kämpften zur Premiere am Sonnabend die wackeren Recken beiderlei Geschlechts auf der Bühne sich buchstäblich Blut, Schweiß und Seele aus dem Leib. (…)
An Erotik und Niedertracht, Komik und brutalem Kampf bietet Auf der Heydes Scharmützel ein Reichliches. Schon die herzhafte Eifersucht, mit der Ginevra (Caroline Dietrich) und Elaine (Nina Mariel Kohler) um den darob ratlosen Lancelot zanken, macht diese Produktion sehenswert. Da darf man lachen und kichern, sich ekeln und ärgern. Songs und von der Rampe erzählte Prosasequenzen durchbrechen das Spiel und betonen ebenso wie die Umbauten, Kostüm- und Maskenwechsel auf offener Bühne den demonstrativen Charakter der offenen dramatischen Form. Die Zwei-Mann-Combo aus Jacob Suske und Christian Kohlhaas mit ihrem Arsenal an Schlag-, Zupf- und Blaswerkzeugen verleiht dem subtil rhythmisierten Geschehen bei Bedarf poetische Dünung oder rasanten Drive.