Presse Maria Stuart
NZZ, Andreas Klaeui, 12.10.2012
„Eine dichte, aufmerksame, sehr genau beobachtende Theaterarbeit. (...) Gerade den tragischen Zwang, die Staatsräson, die mit dem gelassensten Zynismus auftritt, das institutionelle Gefangensein der Königinnen streicht Sabine Auf der Heyde klar heraus", und zwar mit geradezu brutaler Deutlichkeit. Da kann sie auch bildhaft überaus eindringliche Momente schaffen, etwa einen Tanz Leicesters mit Elisabeth. Innert weniger Minuten entwickelt sich da eine choreografische Kurzgeschichte vom lasziven Gehversuch über die rockige Rebellion zur qualvollen Resignation, "ein tragisches Aus-sich- herausgehen-Wollen und Nichtkönnen, das den Kerker anschaulich macht, in dem Elisabeth steckt (...) Dies ist immer ganz nah bei Schiller, zugleich ist es die Sicht einer jungen Frau, die ihre eigenen Wahrheiten sucht. Sie findet sie in der Tiefe des Textes indem sie ernsthaft hinhört, genau verstehen will, was da steht. Was heisst es, wie weit trägt es – Schillers Worte bekommen in dieser Befragung frische Spannung und neuen Nachklang. Da ist (beinah) jedes Wort stimmig, jeder Satz wirft ein neues Licht auf das Ganze, bringt einen neuen Zweifel hervor oder eine neue Wendung. Jede scheinbar errungene Gewissheit verliert mit der folgenden Äusserung schon wieder ihr Fundament. Es ist ein atemraubendes Wechselspiel der Konflikte; das Luzerner Ensemble, zuvörderst Juliane Lang als eine facettenreiche Maria im Widerstreit mit sich selber, meistert es hinreissend.“
Nachtkritik, Charles Linsmayer, 10.10.2012
„Von Anfang an spielt die Musik eine wichtige Rolle in dieser Inszenierung: sie gibt den Rhythmus vor, zeigt unter Verwendung elektronischer Klänge und verfremdeter Stimmen Bedrohliches und Dramatisches an und vermittelt den makellosen Versen, in denen die Tragödie daherkommt, zusammen mit den Lichteffekten, die das Geschehen in den entscheidenden Momenten gespenstisch in Hell und Dunkel portionieren, etwas Dissonantes, Heilloses, Erschreckendes. In eine ähnliche Richtung geht auch das Bühnenbild, das zunächst gar keines ist, sondern einfach das nackte Bühnenhaus mit all seinen technischen Einrichtungen zum Spielraum macht. Dann aber, als das Drama sich zuspitzt, erhebt sich eine hölzerne Wand in die Luft und grenzt eine enge Spielfläche ab, bis sich deren Teile zu einem schwarzen Kubus vereinen, der Drohkulisse und Gefängnis in einem ist. (...)
Dass Sabine Auf der Heyde intensiv mit den Beteiligten gearbeitet hat, zeigt neben dem flüssigen, schön austarierten Ablauf des drei kurzweilige Stunden dauernden Ganzen und der allmählichen Steigerung zum tragischen Schluss hin auch die durchwegs klare, souveräne Artikulation der Verse, die nie etwas Stilisiertes annimmt und letztlich zum Effekt hat, dass die Inszenierung nicht nur zu einem Beispiel für eine mäßig aktualisierende "Versinnlichung" eines Klassikers, sondern auch zu einer Hommage an Schillers Sprache wird.“